Freitag, 2. November 2012

Voll daneben....

Eigentlich - ja ganz eigentlich eigentlich - wollte ich ja den Mantel des Schweigens über das vorletzte Wochenende legen, ein dunkles Tuch der Verhüllung, unter dem nichts, aber auch garnichts nach draußen an die Öffentlichkeit gelangen würde.

Damit hätte ich meinem Ego als Sauber-Hund Genüge getan und Frauchen keine Chance der Erinnerung gegeben.

Allerdings habe ich nicht damit gerechnet, dass sie schon gepetzt hat und jetzt wo es sowieso schon alle Leute wissen, kann ich auch drüber reden, oder?

Das Unglück begann damit, dass ich an besagtem Freitag, warum auch immer, eine kleine Unpässlichkeit in mir verspürte. Bevor ich mir wirklich "Alles" noch mal durch den Kopf gehen lassen konnte, bahnte es sich schon seinen Weg nach draußen. Der Ausgang befand sich in dem Fall unter meiner Nase und da es sich auf Parkett und Fliesen wirklich problematisch mit der Beförderung gestaltet, versuchte ich, das Werk auf der Couch zu vollenden.

Kam nicht gut!

Frauchen packte mich am Bauch - kam auch nicht gut - riss mich nach oben - kam noch weniger gut - und versuchte, mich mit Schwung auf den Boden zu befördern, was ihr auch gelang. Leider hatte sie bei der Aktion die Flugbahn nicht berechnet, so dass ich mich - im wahrsten Sinne des Wortes - auf ihr Schläppi ergoss *rülps*.

Kam nicht gut!

Während ich also bedröppelt, aber erleichtert, auf dem Boden parkte, sah ich mich mit einem fassungslosen, sprachlosen Frauchen konfrontiert. Letzteres hielt leider leider leider nicht an. Was ich mir anhören musste, spar ich mir besser, es war aber sicher nicht für die Ohren eines 7 Monate alten, zarten Geschöpfes wie mich geeignet!

Ich nutzte die Chance, die sich während der sich nun anschließenden Schläppi-Reinigungs-Putz-Trockenmach-Aktion anschloss und verkrümelte mich erstmal.

In den darauffolgenden Minuten hatte ich eine meiner Meinung nach brilliante Idee.

Mein Frauchen war beschäftigt und das absehbar, mein Magen leer und schrie nach Arbeit - also machte ich mich auf die Suche nach der verlockenden Tüte, in dem sich der Dosenabfall sammelte. Timing war gefragt, weil die Tüte nie wirklich lang im Verkehr war, aber ich hatte Glück. Da war sie! Ein leiser Jubel erfüllte mein Herz und ich machte mich an die Arbeit, wissend, ich hatte einen kleinen zeitlichen Vorsprung, den galt es nun zu nutzen.

Die Tüte aufzureißen war nicht wirklich herausfordernd und schon befand ich mich inmitten der Glückseligkeit. Dosen purzelten um mich herum und los ging es. "Mahlzeit".

Ich vermute, dass mein Magen in vorauseilendem Gehorsam so laut knurrte, dass SIE es hörte. Ich kann es mir nicht anders erklären. Oder sie hat nicht nur den 7., sondern auch den 11. Sinn. Jedenfalls hatte ich noch nicht wirklich mit der ersten Dose angefangen, als der Racheengel schon über mir brannte. "Autsch".

Kam nicht gut!

Selbstversorgung habe ich seitdem aus dem Programm genommen.

Weil ich ja nicht dumm bin, habe ich mich dann möglichst klein gemacht und mich auf leisen Pfoten vorwärts bewegt. Bloß nicht auffallen. Das war der Plan. Pläne sind aber dafür da, über den Haufen geworfen zu werden.

In einem Anflug von Langeweile stellte ich an einem der darauffolgenden Tage aber fest, dass das Gefühl, eine Tapete von der Wand zu häckseln sich fast genauso anfühlt wie das, eine Klopapierrolle zu schreddern. Die Wand stellte dabei noch die größere Herausforderung dar, weil ich meine Zähne hier in einem exakt berechneten Winkel ansetzen muss, um erfolgreich bei der Arbeit zu sein. War garnicht so einfach und hat doch einige Zeit in Anspruch genommen und mich sehr angestrengt. Ich habe trotzdem noch aufgeräumt und 2 ordentliche Schredderhäckselhäufchen zurückgelassen, bloß kein Durcheinander machen dachte ich.

Als Frauchen dann kam, ja. Dann kam sie. Und sah. Meine Überraschung.

Kam nicht gut!

Ich dachte, sie weint. Sie hat sich dann glaube ich einen Moment sortiert. Bevor sie dann mein Kunstwerk zerstörte und einfach wegfegte. Und murmelte, dass ich das wenigstens hätte wegräumen können. Sie denkt, ich hab das nicht gehört, hab ich aber doch.

Kam nicht gut. Bei mir. Sie hat nämlich nichts verstanden, sondern mein Werk einfach in die Reihe von Naturkatastrophen einsortiert, die ich ihrer Meinung nach begonnen hatte, in ihrem Leben zu hinterlassen.

Dass mir die Schnipsel auf den Magen schlugen und eben dieser eben diese Ladung dann noch in der Nacht auf ihre Decke semmelte, ja....

KAM NICHT GUT.

Aber so ist das Leben eben manchmal und es könnte ja wirklich schlimmer kommen. Zum Beispiel wenn sie mich nicht hätte. Das wäre schlimm. Oder?